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NAM - Säure-Basen-Puffer Messung nach Jörgensen

Zum Thema Säure-Basen-Diagnostik geistern abenteuerliche Theorien durch die Literatur. Messungen des Urins sind wenig hilfreich, denn wenn die Niere keine Säure aus dem Körper herauslässt, findet man einen wunderbar basischen Urin und hat dennoch einen hochübersäuerten Patienten vor sich. Auch die pH-Messung des Blutes hilft nicht weiter, denn der pH-Wert des Blutes ist immer normal, es sei denn, der Patient ist mit Blaulicht auf dem Weg zur Intensivstation.

Aber zwischen „kerngesund“ und „Blaulicht“  hat sich etwas abgespielt :
Der Körper hat die Fähigkeit verloren den pH-Wert zu kontrollieren und in der Norm zu halten. Das aber bewirkt die Pufferkapazität des Blutes. Darum muss die Frage auch nicht auf den Urin- oder Blut-pH zielen, sondern auf die Pufferkapazität.

Die Pufferkapazität lässt sich mit dem Säure-Basen-Set NAM ambulant mit wenig Aufwand bestimmen. Das Verfahren ist in der Literatur als „Bestimmung der Pufferkapazität nach Jörgensen „ eingegangen.

Es handelt sich hierbei um eine Blutuntersuchung, die nicht vom Patienten selbst durchgeführt werden kann.

pH-Wert
Der pH-Wert, sofort nach der Blutentnahme mit einer Halbmikro-Elektrode gemessen, sollte normalerweise zwischen 7,35 und 7,55 liegen. Abweichungen sind lebensbedrohend und werden darum vom Organismus durch die Pufferfähigkeit des Blutes verhindert. Darum ist der pH-Wert auch nur in extremen Notsituationen von Bedeutung. Wichtiger ist die Frage nach der Pufferkapazität des Blutes.

Pufferkapazität
Die Pufferkapazität lässt sich mit einer einfachen, schnellen und preiswerten Titration ermitteln. Sie liegt zwischen 47 – 56 mmol/L. Eine Verringerung der Pufferkapazität bei noch normalem pH-Wert wird als latente Azidose bezeichnet und ist ein frühes Warnsignal für viele moderne Stoffwechsel-Erkrankungen. Sie kündigt einen Absturz des pH-Wertes lange vor der Notfallsituation an. Die mit unserem Verfahren ermittelte Pufferkapazität lässt sich in den Base Exzess (BE) des Blutgas-Automaten umrechnen und hat nicht nur die gleiche, sondern eine weiterreichende Aussagekraft. Sie beinhaltet im Gegensatz zum Blutgasautomaten auch die nichtflüchtigen Säuren und Basen, wie z.B. Milchsäure, die in der Sportmedizin und Geriatrie als der eigentliche Leistungsbegrenzer gilt.

Gewebsazidität
Die übliche Unterscheidung in Blut- und Gewebsazidität ist nicht ganz korrekt, besser unterscheidet man nach Extra- und Intrazellulär- Azidität. Die intrazellulär versteckten sauren Valenzen entziehen sich der renalen Elimination wie auch der bisher üblichen pH-Messung, die immer nur extrazellulär misst. Sie ist darum die gefährlichste Form der Übersäuerung und sollte rechtzeitig erkannt werden.

  • Erforderlich sind 5-10 ml Venenblut, möglichst nüchtern, ohne vorangegangene körperliche Anstrengung und ohne Stauung entnommen.
  • Das Blut wird leicht heparinisiert (oder beschichtete Röhrchen verwenden).
  • 1 ml wird zur Messung in ein Reagenzglas gegeben, der Rest zur Plasmagewinnung zentrifugiert.
  • Mit einem pH-Meter und einer Einstab-Glaselektrode ist sofort der pH-Wert des Vollblutes zu messen.
  • Danach gibt man mit einer Mikroliter-Pipette 5-6 mal nebeneinander 0,1 ml der Titrierlösung (HCl 0,1mol/l) hinzu.
  • Die gleiche Messreihe wird mit 1 ml Plasma wiederholt.
  • Die nach jeder Zugabe gemessenen pH-Werte trägt man in ein Nomogramm (Excel Tabelle siehe Abb.) ein.
  • Am Schnittpunkt der daraus entstehenden Messkurve mit der Abszisse bei pH 6,1 lässt sich die Pufferkapazität in mmol/L ablesen (entsprechend Natriumhydrogencarbonat-Lösung 8,4% in ml).
  • Der Zeitaufwand für eine solche Untersuchung liegt bei ca. 10-15 Minuten.
Die Abbildung zeigt das Beispiel einer normalen Titrationskurve.

Zum vergrößern können Sie das Bild anklicken

Säure-Basen-Haushalt-Ein praxisnahes Messverfahren zur Bestimmung der Pufferkapazität .H.H.Jörgensen   EHK 5/1985

Ein Therapiekonzept lässt sich errechnen vom Ergebnis des Hauptpuffers Bicarbonat

Beispiel:

Ein ermitteltes Basendefizit von -5 (Base Excess) bei einem Körpergewicht von 80 kg ergibt: – 5 x 0,3 x 80 = 120 ml Natriumhydrogencarbonat-Lösung 8,4% Pufferdefizit.

Die pH – Pufferkapazitätsmessungen in mmol/L deren Ergebnisse von der Norm abweichen werden dann in ml Natriumhydrogencarbonat-Lösung 8,4 % wieder „aufgefüllt“. Meist ergeben sich Defizite von über 100 ml bis 300 ml nach belegter Messung (Bluttitration)

Abrechnung Bicarbonat Messung GOÄ / GeBüH Nr. 3715 / pro Titration /4.02 €

Eine Kontrollmessung nach ca. 4 – 6 Wochen ist empfehlenswert

Im Regelfall funktioniert bei völliger Gesundheit das System Mensch hervorragend. Die Säuren werden völlig ausgeschieden und der Säure-Basen-Haushalt ist völlig funktionsfähig.

Aber durch eine falsche und zu eiweißreiche Ernährung, Fast Food und mangelnde Flüssigkeitsaufnahme, durch Umwelt- und Genussgifte, Distress-Situationen bis hin zum „modernen Burnout“, durch mangelnde körperliche Bewegung mit verminderter Atmung und Lactatbildung kommt  es zu einem Überwiegen der Übersäuerungsfaktoren.

Eine Minderung der Pufferkapazität  kann als „latente Azidose“ bezeichnet werden. Latent, weil sie schlummert und nach herkömmlicher Auffassung noch nicht manifest ist. Tatsächlich jedoch wird dadurch eine lokale Gewebeazidose mit ihren Folgen wie Ischämie, Infarkt, Apoplexie, Osteoporose, Degeneration des kollagenen Bindegewebes, Pankreasinsuffizienz etc. begünstigt.

Die basischen Puffersubstanzen im Blut werden verbraucht, aber es gibt noch keine pH-Veränderung. Zudem kommt es zu zunehmender Entmineralisierung und damit zu erhöhtem Osteoporose-Risiko.

Zumindest sollte eine Verschlimmerung der bereits schon vorhanden Hyperazidose eingeschränkt werden.

Daraus kann man ableiten, auch ohne Routine pH-Pufferkapazitätsmessungen sind bei z.B.chronischen Schmerzpatienten Defizite im Pufferbereich vorhanden

Eu-Ru Med